Mit Unterstützung der Lokal- und Landtagspolitik ist es gelungen, das Projekt – durch die Gemeinde Pforzen allein niemals realisierbar – in den sogenannten Bundesverkehrswegeplan aufnehmen zu lassen. Die Aufnahme erfolgt mit der Projektbezeichnung „NO Umfahrung KF“ (= Nord-Ost-Umfahrung KAUFBEUREN). Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 stellt als wichtigstes Instrument der Verkehrsinfrastrukturplanung des Bundes die verkehrspolitischen Weichen für einen Zeitraum von etwa 10 bis 15 Jahren. Er betrachtet dabei sowohl die Bestandsnetze als auch Aus- und Neubauprojekte im Bereich der Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasserstraße. Hier wird das Projekt als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft. Was bedeutet das?
Der vordringliche Bedarf bedeutet einen uneingeschränkten Planungsauftrag. Das heißt, für diese Projekte liegt das Planungsrecht vor und Linienplanung, Raumordnungsverfahren, Linienbestimmung/-festlegung, Entwurfsplanung, Planfeststellung und Bauvorbereitung können eingeleitet bzw. weitergeführt werden. Und wie soll das aussehen – siehe unten. Die Variante „Nord 4“ ist für den Bund und das Straßenbauamt Kempten die bevorzugte Variante:
Die B16 ist in Schwaben eine wichtige Nord-Süd-Verbindung mit einer hohen gebietsstrukturellen Funktion. Über den Streckenzug wird die Region um das Mittelzentrum Mindelheim an das Oberzentrum Kaufbeuren und im weiteren Verlauf an die Region um das Mittelzentrum Marktoberdorf angebunden.
Aufgrund der langen OD (Ortsdurchfahrt) Kaufbeuren (15.800 Kfz/24h) mit 10 Lichtsignalanlagen treten täglich in den Spitzenzeiten erhebliche Verkehrsbehinderungen und Beeinträchtigungen der Verkehrssicherheit (3 Unfallhäufungen) auf. Der Fernverkehr im Zuge der B16 sowie der Verkehr mit Zielen im Kaufbeurer Westen hat sich deshalb bereits auf die OAL6 mit der OD Pforzen (9.400 Kfz/24h) in Richtung B12 (AS Obergermaringen, Verkehrsfreigabe 2001) verlagert.
Auch im Zuge der OD Pforzen kommt es in den Spitzenzeiten aufgrund der dörflichen Ortsstruktur und dem damit verbundenen landwirtschaftlichen Verkehr zu Behinderungen und Beeinträchtigungen der Verkehrssicherheit.
Weder die OD Kaufbeuren noch die OD Pforzen können aufgrund der örtlichen Verhältnisse leistungsfähig und verkehrssicher ausgebaut werden. Die verkehrlichen Defizite lassen sich nur durch eine leistungsfähige und verkehrssichere Ableitung des Fernverkehrs einschließlich einer OU von Pforzen – NOU Kaufbeuren – lösen.
Die derzeitige Parallellage von B16 und B12 wird bereinigt und somit die Netzfunktion der Bundesfernstraßen deutlich verbessert.
Alternativen:
Im Zuge der Nordumfahrung wurden Varianten mit unterschiedlichen Kreuzungspunkten mit der Bahn und unterschiedlichen Knotenpunktgestaltungen am Bauanfang und -ende untersucht. Eine mögliche Südumfahrung wurde in mehreren Varianten untersucht und seitens der Gemeinde Pforzen wegen der Zerschneidung möglicher Entwicklungsflächen verworfen und auch von der Stadt Kaufbeuren abgelehnt.
Das Projekt ist aufgrund des hohen Nutzen-Kosten-Verhältnisses (4,3) vordringlich. Es erfolgt eine Einstufung in den vordringlichen Bedarf (VB).
Und Nein, denn da gibt es noch viele engagierte und besorgte Bürger in den nördlichen und östlichen Wohngebieten von Pforzen. Bürger, die bisher mit der Umgehung noch wenig zu tun hatten. Es hat gedauert, bis alle realisiert hatten, was hier vor ihrer Haustüre entstehen sollte – was für Auswirkungen dies auf den ganzen Ort haben würde. Und wie kam es dazu? Durch UNS!
Zunächst einige der wenigen Zahlen, die man öffentlich zugänglich nachvollziehen kann.
Oft und gerne wird mit „10.000 Fahrzeuge durch Pforzen“ argumentiert, von diversen Seiten. Je nach Zähl-, Sichtweise oder Statistik stellt sich ein anderes Bild dar. Die Zahlen des Staatlichen Bauamt Kempten sind oft schwer nachvollziehbar – es wird von Plan- / Prognosefall etc. gesprochen. Hier ist zu bedenken, dass es sich um theoretische Hochrechnungen für den Planfall der Umgehungsstraße (wir sprechen vom Jahr 2035!!) handelt – es geht nicht um das Hier und Jetzt.
Untenstehend eine für alle öffentlich zugänglich nachvollziehbare Statistik. Hier sind die offiziellen Werte für die Zählstelle 80299803 Pforzen dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich die Verkehrszahlen an der Zählstelle im Durchschnitt um die 7.500 Fahrzeuge bewegen. Die untere rote Linie stellt den Schwerlastverkehr dar. Dieser liegt konstant bzw. in den Fortschreibungen fallend bei ca. 500 LKW pro Tag.
Erläuterungen vorab:
Es handelt sich hierbei um theoretische Werte vom „Prognosenullfall zum Prognoseplanfall 2035“ 🡪 Nullfall = Keine Umgehung // Planfall = Nord 4. Alle Werte auf das Jahr 2035 hochgerechnet / angenommen!
Zitat:
“Gerne dürfen wir aber die gerundeten Zahlen für drei einschlägige Anwesen in der Ortsdurchfahrt (Immissionsorte IO23, IO25 und IO26) sowie für zwei Anwesen am kritischen Ortsrand von Pforzen (IO01 und IO08) für die Variante Nord 4 aufzeigen.
Änderung der Lärmimmissionen in der Ortsdurchfahrt (Prognosenullfall 2035 -> Prognose Planfall 2035):
IO25: 67dB->64dB
IO26: 65bB->62dB
IO23: 68dB->65dB
Der Lärm (!!) nimmt hier also um rd. 3dB ab. Ausgehend von einer sehr hohen Ausgangssituation von jeweils weit über 60dB.
Änderung der Lärmimmissionen am Ortsrand (Prognosenullfall 2035 -> Prognose Planfall 2035):
IO01: 41dB->51dB
IO08: 46dB->52dB
Am Ortsrand werden sich somit Werte von rd. 50dB einstellen. Dieser „Verkehrslärm“ liegt weit unter allen einschlägigen Lärmgrenzwerten für Lärmvorsorge.”
Zur Einordnung:
Im Ortskern (Wertachstraße) ist mit einer Reduzierung der Lautstärke um 3dB zu rechnen. Am Ortsrand hingegen wird der Lärm um 10dB, respektive 7dB zunehmen. Hierbei ist noch wichtig zu wissen, dass Dezibel eine logarithmische Skala ist. Für das menschliche Gehör bedeutet eine Erhöhung um 10dB eine Verdoppelung der Lautstärke. In dem Bild sehen Sie ein kleines Beispiel, um die Werte einzuordnen. (Quelle: https://www.berlinearguard.com/blogs/gehoerschutz-ratgeber/dezibel-vergleich)
Seitens Gemeinde und Pro-Verein wird in letzter Zeit häufig mit dem Argument „Belebung Ortskern“, Dorfstraße etc. geworben. Wie ist dies aus unserer Sicht einzuordnen?
Hauptstraße: viel Leerstand und Zerfall
Zugegeben, wer mit offenen Augen durch den Ortskern von Pforzen fährt, findet genau das. Leerstehende, alte Bauernhäuser, eine alte Tankstelle, ein Gasthaus Hirsch…
ABER: Liegt das an der Straße? – Wir sind der Ansicht NEIN! Die Reihenhäuser am Ortseingang Pforzen haben sich in kürzester Zeit verkauft – trotz direkter Lage an der Hauptstraße! Wo liegt also das Problem? – Das können nur die Eigentümer und die Gemeinde beantworten. Erbengemeinschaften, die sich nicht einig werden? Spekulanten? Es liegt jedenfalls nicht an der Straße. Heutzutage würde niemand bei den Grundstücksgrößen das Haus noch derart nah an die Straße setzen!
Wie viele Bewohner leben hier wirklich in der ersten Reihe, also direkt an der Hauptstraße? Und können bei Nacht nicht schlafen, haben sie also notwendigerweise ihr Schlafzimmer in Richtung Hauptstraße? Die Zahl wird sehr überschaubar sein im Vergleich zu den Belasteten am Ortsrand. Und hier sind dann sicher auch die Vermieter gefordert! In Ingenried wird das neue Großbauprojekt diskutiert. Durch die Lage an der B16 darf kein Schlafzimmer in Richtung Straße geplant werden und es sind Schutzmaßnahmen vorzusehen. Wir leben in modernen Zeiten und eine schallisolierte 3-fach Verglasung kostet auch kein Vermögen mehr!
Wir möchten das nicht kritisieren, im Gegenteil. Die Gemeinde Pforzen ist eine wachsende und lebendige Gemeinde. Viele neue Baugebiete wurden in den letzten Jahren ausgeschrieben. Ein großes Gewerbegebiet mit allen nötigen Einkaufsmöglichkeiten gebaut. Neu geplant – ein Ärztehaus mit Physiotherapiezentrum, direkt am Kirchplatz (alte Tankstelle). All dies ist zum Nutzen unserer Einwohner – bedingt allerdings Verkehr. Das Therapiezentrum wird weiteren Verkehr in den Ort ziehen! Eine Apotheke ist hier geplant gewesen, der Apotheker ist allerdings nach Bekanntwerden der Umgehungsplanungen abgesprungen. Es gab Befürchtungen, dass zu viel „Laufkundschaft“ verloren geht. Ist der Binnenverkehr nun gut oder schlecht – das liegt im Auge des Betrachters. Die große Frage wird hier sein: Was ist ein lebendiges und lebenswertes Ortszentrum? Ein Zentrum lebt auch von Durchgang, Personen, Verkehr und Lebendigkeit!
Viele Meinungen und Themen kurz zusammengefasst. Was bleibt, was möchte oder soll man hierzu sagen?
Darum:
JA beim Bürgerbegehren ankreuzen. Die Entscheidung liegt nun hoffentlich bei uns allen und wir sind guter Dinge, dass alle Einwohner sich der Trageweite bewusst sind!